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Welche Arbeitsplätze schafft die angebliche „Jobmaschine Flughafen“

erstellt von Frank Nord zuletzt verändert: 05.01.2006 20:03

Rückseite des Frankfurter Aufrufflugblatts zum 17.12.05

Der Flughafen als angebliche „Jobmaschine“ der Region und insbesondere der geplante Flughafenausbau schafft Arbeitsplätze in geradezu unglaublichen Dimensionen, so versprechen unisono die FRAPORT als Betreiberin des Rhein-Main-Flughafen und die hessische Landesregierung. Wenn dies wahr wäre, müssten am Flughafen mittlerweile mindestens zehntausend Beschäftigte mehr als die z.Zt. ca. 63 000 ihr Auskommen finden.
Entscheidend ist jedoch auch die Frage, welche Art von Arbeit der Flughafen im Angebot hat? Es handelt sich dabei offensichtlich nicht allein um gut bezahlte und Prestige versprechenden Tätigkeiten wie Flugkapitän oder den „Traumjob“ Stewardess. Was spielt sich in Wirklichkeit hinter den Glitzerfassaden des Flughafen wirklich ab?

Im Sicherheitsdienst oder im Frachtumschlagbereich und in den Betrieben, die die FRAPORT aus ihrem Unternehmen outgesourct hat, arbeiten Beschäftigte inzwischen unter haarsträubenden Bedingen, vor allem in den Betrieben, die nicht unter die Tarifverträge des Öffentlichen Dienstes fallen und als selbst geschaffene Billigkonkurrenz auf die FRAPORT-Beschäftigten Druck ausüben. Ein Beispiel:

  • Bei der Catering-Firma LSG Sky, (noch) 100%ige Tochter der Lufthansa und mit ca. 6.500 Beschäftigten der weltweit größte Caterer überhaupt, wird die Belegschaft durch den Lufthansa-Konzern massiv unter Druck gesetzt. Im April 2005 drohte die Lufthansa, sich komplett aus dem Cateringservice zurückzuziehen und sich auf ihr Kerngeschäft, den Flugverkehr, zu konzentrieren. Im September 2005 wurde mit Hilfe dieses Erpressungsmanövers für die Standorte Frankfurt und München mit allein 4.000 Beschäftigten eine Änderung des Tarifvertrags durchsetzt. Tendenz: Angleichung an die (schlechteren) Einkommens- und Arbeitsbedingungen bei den Drittanbietern, Spirale nach unten. Ab 1.10. gelten bei LSG um ca. 25% deutlich niedrigere Einstiegsgehälter, die Arbeitszeit wird von 38 auf 40 Stunden angehoben – selbstverständlich ohne Lohnausgleich. Bereits im ersten Jahr soll durch das Sparprogramm, das die Beschäftigten zu tragen haben, 10% der Personalkosten eingespart werden in einer Höhe von 30 Mill. Euro. Begründung der Lufthansa Chefetage: Anpassung an das „marktübliche Niveau“ dieser Branche und Sicherung der „Wettbewerbsfähigkeit“. Bis 2010 sagte LSG zwar einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen zu - dafür aber steigen Arbeitshetze, dass einem die Luft wegbleibt, und Lohnverzicht. (N24 vom 12.4 und 9.9.2005)

„Kostensenkung“ 2005: FRAPORT-Beschäftigte unter Hochdruck

Mittlerweile hat die FRAPORT AG unter dem Stichwort „Kostensenkung“ die Angriffe auch auf die Arbeitsbedingungen ihrer eigenen, (noch) nicht outgesourcten Beschäftigten intensiviert. Diese soll zu einer Personalkostenersparnis von 70 bis 100 Mio. Euro beitragen. Inhaltlich zielt dieses Programm auf Änderungen der Arbeitszeiten, Tarifstrukturen und betrieblichen Sozialleistungen.

Für die Beschäftigten heißt das im Klartext: „Neue Arbeitsplätze sind … nur durch Mehrarbeit ohne Lohnausgleich, flexiblere Arbeitszeiten, geringere Urlaubsdauer und andere Zugeständnisse der Belegschaft zu erreichen.“ Dies widerlegt nachdrücklich die fromme Legende, der Frankfurter Flughafen habe als „Jobmaschine“ die Aufgabe, möglichst zahlreiche und gut bezahlte Jobs anzubieten. Eine Legende, die nicht nur von findigen Werbeagenturen, sondern aus den höchsten politischen Etagen verbreitet wird.

Heathrow: ein Nachtrag vom August 2005

Der gerade durch die Medien verbreiteten Auffassung, dass die FRAPORT-Beschäftigten sich angesichts des Gespensts „Globalisierung“ sang- und klanglos den Zumutungen ihres Managements beugen müssten, widerlegte der jüngste Streik am Flughafen London-Heathrow. Hier gelang es den mit Entlassung bedrohten Beschäftigten des weltweit agierenden Cateringunternehmens Gate Gourmet, unterstützt durch einen „illegalen“ Solidaritätsstreik großer Teile Bodenangestellten der British Airways, „ihre“ Unternehmensleitung massiv unter Druck zu setzen. Aufgrund eines 24-stündigen Ausstands brach der Flugverkehr von und nach Heathrow mitten in der Urlaubszeit für mehrere Tage komplett zusammen. Ein deutliches Signal für die beachtliche Produktionsmacht der Beschäftigten.

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